Frauen in Kunst & Kultur
DIE BEGINEN (13.-17. Jahrhundert)
von Gera Kessler
Unter Berufung auf die Urchristengemeinden im Sinne der Gleichheit aller Gläubigen begannen glaubensbegeisterte willensstarke Frauen selbst zu handeln: allein oder miteinander in Gemeinschaften gestalteten sie ihr religiöses und ziviles Leben, unabhängig von den kirchlichen Institutionen. Angeregt durch Laienbewegungen nahmen sie ihr religiöses Leben und ihren persönlichen Bezug zu Gott in die eigene Verantwortung.
In Bonn stammt die erste Erwähnung von Beginen aus dem Jahr 1290; die letzte Information über einen Beginenkonvent in Bonn datiert aus dem Jahr 1629. Zwei Namen von Beginenkonventen sind erhalten geblieben: „Ludolphsconvent“ und das „Alde Rentmeistersconvent“, beide in der Wenzelgasse. Die Bonner Beginen scheinen eher aus dem gehobenen Bürgertum gekommen zu sein, mehrere von ihnen hatten Besitz, über den sie selbst verfügen konnten. Von mindestens 19 Bonner Beginen wissen wir, und einige kennen wir mit Namen, z.B. Bela Eyflers, Girtrud van Straisfeld sowie die Beginen Alvereit von Meßdorf und Druitgen von Lessenich, die durch Verpachtung ihres Wingerts zum Unterhalt ihres Konventes beitrugen. Noch für das Jahr 1608 wird berichtet, dass ein Beginenkonvent in der Wenzelgasse und einer in der Bonngasse von dem vermögenden Damenstift Dietkirchen eine Spende erhielt.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Ehemalige Beginenkonvente: Wenzelgasse und Bonngasse
KATHARINA BRANDIS (1841-1927)
von Gera Kessler
Malerin, Indienreisende & Ehefrau eines Universitätsprofessors
Kurz nach ihrer Heirat 1867 schiffte sich Katharina mit ihrem Ehemann auf die lange Seereise nach Indien ein. Sie wusste wohl, dass dies ihre Chance für ein aufregenderes Leben sein konnte. Mit Dietrich Brandis als Beauftragtem der britischen Regierung wurde sie Teil der in Indien angesiedelten, europäisch geprägten Gesellschaft.
Ermuntert durch eine Freundin in Kalkutta begann Katharina zu malen. Viele ihrer Bilder sind erhalten geblieben. Aus ihnen lassen sich die Stationen nachvollziehen, die sie in Indien kennenlernte: Kanga, Dharamsala, Lahore, Butalar, Haripur, Naggar, Sukkur, Bombay, auch Burma, Madura. Das Malen begleitete sie von da an, auch als Dietrichs Begleiterin auf unbequemen Inspektionsreisen malte sie Pflanzen und Landschaften in über 200 Aquarellen mit genauer und einfühlsamer Beobachtungsgabe.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Wohnhaus nach der Rückkehr aus Indien: Kaiserstr. 21
- Elternhaus: Adenauerallee 24-42 (heute Juridicum)
- Kreuzkirche: Mittelpunkt der Evangelischen Gemeinde seit 1871: Kaiserplatz
ANTJE DERTINGER (*1940)
von Ulrike Klens
Autorin & Journalistin
Antje Dertinger, die in Norddeutschland aufwuchs und seit 1973 in Bonn lebt, war zunächst als Text- und Fotojournalistin tätig. Ihre Karriere als Sachbuchautorin begann durch ihr Mitwirken am von Willy Brandt 1978 herausgegebenen Band "Frauen heute - Jahrhundertthema Gleichberechtigung".
Bis auf wenige Ausnahmen handeln ihre Bücher von Frauen. Sie erzählen vom Kampf der Frauen um politische Teilhabe und Erwerbsarbeit in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie schildern Frauenleben im Widerstand, in der Emigration und im Lager in der NS-Zeit. Sie stellen bedeutende Frauen in Politik, Wirtschaft und Kultur in den Gründungsjahren der Bundesrepublik vor. Ihre Porträts von Frauen aus der Arbeiterinnenbewegung, im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und aus den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit machen die Verdienste von Frauen sichtbar, decken ihre Motive und Lebenswege auf.
Antje Dertinger schreibt Geschichte aus der Perspektive von Frauen. Sie bewahrt die Leistungen der Frauen vor dem Vergessen und beweist damit, dass auch Frauen Geschichte machten. 1989 erhielt sie den Johanna-Loewenherz-Ehrenpreis für publizistische Arbeiten über vergessene Frauen.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Elisabeth-Selbert-Platz und Elisabeth-Selbert-Allee
- Erich-Ollenhauer-Haus: Ollenhauerstr. 1
ELISABETH ERDMANN-MACKE (1888-1978)
von Jutta Daldrop
Biographische Schriftstellerin & Bewahrerin der Werke August Mackes
Die Frau auf diesem Porträt ist Elisabeth Erdmann-Macke, Ehefrau des Malers August Macke. Für Macke war sie eine reiche Quelle seiner künstlerischen Inspiration, in wohl über 200 Bildnissen hat er sie festgehalten. Nach seinem Tod 1914 machte sie es sich zur Lebensaufgabe, sein künstlerisches Werk zu würdigen und zu verbreiten, das sie vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und den Vernichtungsfeldzügen der Nationalsozialisten retten konnte. Nach 1945 widmete sie sich ihren schriftstellerischen Ambitionen sowie der Betreuung von Mackes Nachlass.
Erinnerungsorte in Bonn:
- August Macke Haus: Hochstadenring 36
- Alter Friedhof: Bornheimer Straße
MARGARETHE JOCHIMSEN (1931-2016)
von Barbara Degen
Kunsthistorikerin & Kuratorin, Staats- & Wirtschaftswissenschaftlerin
"Was zu tun ist, beschäftigt mich mehr, als was getan worden ist.“ (1993)
Als sie 1974 wieder nach Bonn kam, begann für die Bonner Kunstszene eine neue Ära. Die Kunst von Frauen in das ihnen zustehende Blickfeld zu rücken, war einer ihrer Schwerpunkte. In jüngerer Zeit gilt sie in der Öffentlichkeit vor allem als Initiatorin, Gründerin und "Retterin“ des ehemaligen Wohn- und Atelierhauses des Künstlers August Macke.
Erinnerungsorte in Bonn:
- August Macke Haus: Hochstadenring 36
- Bonner Kunstverein: Hochstadenring 22
- Margarethe Jochimsen Straße
IRMGARD KEUN (1905-1982)
von Isabel Busch
Schriftstellerin
"Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an!" (Kurt Tucholsky)
Ihre Romane trafen genau den feministischen Nerv der "Goldenen Zwanziger". Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden sämtliche ihrer Schriften diffamiert, verboten und verbrannt. Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil 1945 fühlte sie sich in Deutschland nicht mehr zu Hause. 1966 begann ihr "zweites Exil" in Bonn.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Erinnerungsmal Bücherverbrennung 1933: Markt
- LVR-Klinik: Kaiser-Karl-Ring 20
- Wohnort 1975-1977: Breite Str. 115
JOHANNA KINKEL (1810-1858)
von Gera Kessler
Komponistin, Musikpädagogin & Publizistin
"Unter diesen Umständen... bitten wir die betreffenden Räte nach Hause zu kommen, ihre Sorgfalt der Kinderstube, der Küche, der Waschküche und dem Keller nur einige Zeit zu widmen, während wir Frauen rascher das bedrohte Vaterland zu einigen und zu rüsten denken… Bonn, im Juni 1848. Im Namen sämtlicher Frauen und Jungfrauen."
Diese sehr modern anmutenden Töne unzufriedener Bonnerinnen zeigen, dass sich die Frauen in der Revolution 1848 sowohl ihrer Tatkraft wie ihrer Einschränkungen bewusst waren. Unter ihnen befand sich auch Johanna Kinkel, lautstark in der Redaktion der "Neuen Bonner Zeitung" sich äußernd, während sich ihr (zweiter) Ehemann, Gottfried Kinkel, kopfüber in die aufständischen Aktivitäten stürzte.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Wohnung: Poppelsdorfer Schloss: Meckenheimer Allee 171
- StadtMuseum: Franziskanerstr. 9
- Glasbaustein auf dem Boden: Bonngasse
- Geburtsort: Josefstr. 13 (Gedenktafel beim Hot)
- Johanna-Kinkel-Straße
MARGIE KINSKY (*1958)
von Sybille Düning-Sommer
Kabarettistin & Schauspielerin
"Das Leben ist eine Achterbahn, und du allein entscheidest, wie die Fahrt ist, ob du vor Angst schreist oder vor Vergnügen!“
Das „Haus der Springmaus“ in Bonn‐Endenich zählt zu den angesehensten Kabarettbühnen der Republik und ist das Stammhaus der Improvisationstheatergruppe „Die Springmaus“. Und die Springmaus der ersten Stunde 1983 war Margie Kinsky.
In den Jahrzehnten, in denen Margie Kinsky auf der Bühne steht – ob als Springmaus, mit ihrer One‐Woman‐Show oder gemeinsam mit ihrem Mann Bill Mockridge – flogen die Fetzen. In ihrem Leben mit sechs Söhnen, ihrer Lebens‐ und Bühnenerfahrung hat sie einiges erlebt, was sie erzählen möchte und über das sie sich auch durchaus aufregen kann. Die komischen, verrückten und witzigen Non‐Stop‐Schilderungen von großen und kleinen Alltagskonflikten stehen bei ihr im Vordergrund. Dabei kann sie auf den Erfahrungen und dem Wissen ihrer Zuschauer aufbauen, denen diese Facetten des Lebens durchaus vertraut sind und die sich und ihren Alltag wiedererkennen. Mit ihrer ehrlichen, offenen und manchmal sehr direkten Art hat sie schnell die Lacher auf ihrer Seite.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Haus der Springmaus: Frongasse 8-10
BABETTE KOCH (verh. VON BELDERBUSCH) (1771-1807)
von Christina Kleipaß
Der weibliche Einfluss in der Blütezeit Bonns
Sie galt als Mittelpunkt des Gasthauses Zehrgarten, wo sie stark auf die kulturellen und künstlerischen Bewegungen ihrer eigenen Generation einwirkte. Mit deren Vertretern schloss sie enge Freundschaften z.B. auch mit dem jungen Musiker Beethoven. Nach ihrer Heirat 1802 mit dem Grafen Anton von Belderbusch stieg sie zur "First Lady" Bonns auf.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Gasthaus Zehrgarten: Markt 11
- Schloss Miel: Schlossallee 1 in Swisttal
- Babette-Koch-Weg
EVA DE MAIZIÈRE (1915-2003)
von Gera Kessler
Bildhauerin & Ehefrau eines Bundesbeamten
In Eva de Maizière haben wir ein Beispiel für die Frauen, die als Ehefrauen, Freundinnen, Geliebte, Töchter von Regierungs‐ oder Parlaments‐Mitgliedern in die "provisorische" Hauptstadt gekommen und Bonnerinnen geworden sind.
Wir erkennen im Beispiel dieser Künstlerin eine Verhaltensweise, die sich bereits im 19. Jahrhundert abzeichnete, als sich viele Frauen erst jenseits des fünfzigsten Lebensjahres aufmachten, um die neuen Möglichkeiten des Erforschens und Reisens selbstständig auszuprobieren: Immer noch ist es die fürsorgliche Haltung der Mütter ihren Kindern gegenüber (und die ihnen oft allein zugewiesene Verantwortung dafür), die sie eine lange Zeit ihre eigenen Interessen zurückstecken lässt. Und erst dann, wenn die Kinder bereits erwachsen sind, wagen sie es und ergreifen die Gelegenheit, Möglichkeiten für ein selbst definiertes Leben zu erproben und ihre Kräfte für eigene Ziele einzusetzen.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Skulptur Begegnung: Theaterplatz 11
- Altarkreuz der Immanuelkirche: Tulpenbaumweg 2
- Skulptur Geschwister: Arnold-Janssen-Str. 29 in St. Augustin
AGNES VON MANSFELD-EISLEBEN (ca. 1550-1615)
von Isabel Busch
Reformatorin, Kurfürstin und Erzbischöfin
Als Agnes von Mansfeld 1579 ihre Schwester Maria besuchte, wurde in Köln der Friedenskongress zwischen den Niederlanden und Spanien feierlich begangen. Bei dieser Gelegenheit muss Agnes den 32-jährigen Erzbischof und Kurfürst zu Köln, Gebhard Truchsess von Waldburg-Trauchburg, kennengelernt haben. Allgemein wird davon gesprochen, dass sich beide sofort ineinander verliebten.
Um seine Geliebte in seiner Nähe zu haben, stellte von Waldburg Agnes von Mansfelds Schwester und Schwager seine Kanzlei in Bonn als Wohnort zur Verfügung, wohin Agnes von Mansfeld ebenfalls zog. Währenddessen residierte von Waldburg im nahe gelegenen Poppelsdorfer Schloss. Dass von Mansfeld drei Jahre lang zunächst nur seine Mätresse war, stellte an sich keinen großen Skandal dar, denn zu der Zeit kam es häufig vor, dass höhere Kirchenmänner Mätressen und Kinder hatten. Als von Waldburg seine Absicht bekundete, Agnes von Mansfeld zu heiraten, war dies geduldet, denn laut dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 war es für einen Kirchenfürsten möglich zu heiraten, sofern er von seinen Ämtern zurücktrat.
Zu der Hochzeit kam es aber aus strategischen Gründen erst 1583. Agnes von Mansfeld, eine überzeugte Reformatorin, hatte auch von Waldburg für den Protestantismus gewinnen können und er beabsichtigte, das Kurfürstentum Köln für den Protestantismus zu öffnen. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, musste er zunächst im Amt bleiben.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Hochzeit im Haus Zum Rosenthal: Acherstraße
- Hochzeitsmahl im heutigen Gasthaus Em Höttche: Markt 4
- Residenz: Poppelsdorfer Schloss: Meckenheimer Allee 171
SIBYLLE MERTENS-SCHAAFFHAUSEN (1797-1857)
von Isabel Busch
"Die Rheingräfin" - Mittelpunkt eines archäologisch-künstlerischen Salons
Der Rolandsbogen, der Kölner Dom und nicht zuletzt der Auerhof (Haus Carstanjen) zeugen von dem regen Engagement der „Rheingräfin“, die Bonn und das Rheinland auf diverse Arten prägte. Mit ihrer Lebensweise und ihrem Auftreten widersetzte sie sich den gängigen Geschlechterkonventionen ihrer Zeit – Sibylle liebte Frauen – und eckte an. Aber sie ging stets ihren Weg und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei allen Menschen, denen sie begegnete.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Haus Carstanjen (Auerhof): Martin-Luther-King-Str. 8
- Wohnhaus seit 1832 (steht nicht mehr): Wilhelmstr. 33
- Rolandsbogen in Remagen
- Sibyllenstraße
MARTINE METZING-PEYRE (*1936)
von Barbara Degen
Französisch – deutsche Künstlerin
"Sei die Heldin deines Lebens, nicht das Opfer.“ (Nora Ephron)
"Wer hätte voraussehen können, dass ich seit 1966 in der gleichen Stadt leben würde? Ja, am Rheinufer, am Fuß des Siebengebirges fühle ich mich wohl. Es ist der Ort, wo ich meinem Leben eine stabile Struktur geben konnte. [...] Die Gräuel des Krieges weichen zurück, obwohl jeden Tag neue schreckliche Gewalttaten mich sprachlos machen.“
Dieser Satz der Künstlerin aus dem Jahr 2006 löst Fragen aus: Welche Lebensgeschichte verbirgt sich hinter ihrem Schreiben und ihrer Kunst? Was bedeutet es, zwei Heimatländer zu haben?
Erinnerungsorte in Bonn:
- Atelier Metzing-Peyre: Quantiusstr. 5
- Frauenmuseum: Im Krausfeld 10
ELLY NEY (1882-1968)
von Gera Kessler
Pianistin & Förderin der Beethoven-Stadt Bonn
50 Jahre sind seit ihrem Tod vergangen und doch erhitzen sich in Bonn immer noch viele Gemüter, wenn die Rede auf Elly Ney zu sprechen kommt. Zwei Seiten sind in einem Gegeneinander gefangen, das mit großer emotional durchsetzter Argumentation am Leben gehalten wird. Die einen wertschätzen sie bis heute als überragende Klaviervirtuosin (CDs ihrer Aufnahmen werden neu aufgelegt) und Förderin der Beethoven‐Stadt Bonn, die anderen betonen immer wieder ihre Egomanie und ihre Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Regime und Gedankengut – als gehörte nicht beides zu unserem Erbe, dem wir Nachgeborenen uns in allen persönlich erfahrenen Widersprüchen zu stellen haben.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Beethovenhalle: Wachsbleiche 16
- Ehemalige Beethovenhalle: Ecke Berliner Freiheit/ Sandkaule
- Volkstümliche Konzerte: Münsterplatz Beethovendenkmal
DIE FRAU AUS OBERKASSEL (ca. 12000 v. Chr.)
von Gera Kessler
Eine Bonnerin, als es Bonn noch nicht gab
Sie hat ihr Leben auf dem Gebiet beendet, das heute zur Stadt Bonn gehört, 12 000 Jahre, bevor es die Stadt gab. Das wissen wir, weil ihr Grab gefunden worden ist: Zusammen mit einem älteren Mann und einem Hund haben andere Menschen ihrer Zeit sie in dem heutigen Stadtteil Oberkassel begraben.
Nach ca. 14 000 Jahren hat diese Frau wieder ein Gesicht: Die genaue Rekonstruktion der Weichteile des Gesichts durch die Frankfurter Rechtsmedizinerin Constanze Niess hat dies möglich gemacht.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Steinbrüche Stingenberg (Fundort) & Rabenlay (Gedenktafel): Bonn-Oberkassel
- LVR-LandesMuseum: Colmantstr. 14-16
CHARLOTTE VON SCHILLER (1766-1826)
von Gera Kessler
Schriftstellerin
Das Grab der Charlotte Schiller auf dem Alten Friedhof in Bonn überrascht, weil doch bekannt ist, dass sie mit ihrem Ehemann Friedrich Schiller ihren Lebensmittelpunkt in Jena und Weimar hatte. Die Verbindung ergibt sich durch ihren Sohn Ernst, der nach ihr ebenfalls dort begraben wurde. Erst gegen Ende ihres Lebens lernte sie zusammen mit ihren Töchtern auf einer Rheinreise Bonn kennen.
Einem Freund schildert sie ihre Eindrücke von Bonn: "Hätten Sie mit mir in Ihrer Vaterstadt herumgehen können, wo ich vier Tage war, wie hätte ich mit Rührung mit Ihnen die Plätze besucht, wo Sie mit Ihrer Familie lebten. […] An der schönen Bildsäule der heiligen Helena, in dem schön gewölbten Münster, dachte ich, dass auch Sie dort manch fromme Wünsche und Gebete ausgesprochen. Ich habe auf meine Weise dort gebetet. Auf dem Kreuzberg war ich, in Poppelsdorf. – Es gibt wohl keinen schönern Standpunkt in der Welt; oder ich möchte sagen: was kann so mit allen schönen Standpunkten die Vergleichung aushalten wie die Terrasse von Clemens-Ruh! – Wir sind über Godesberg, wo ich die Ruinen bestieg, nach Königswinter über den Rhein gefahren, haben den Drachenfels bestiegen."
Erinnerungsorte in Bonn:
- Alter Friedhof: Bornheimer Straße
- Wohnsitz 1825/26: Fürstenstr. 1
- Schillerstraße
ADELE SCHOPENHAUER (1797-1849)
von Jutta Daldrop
Schriftstellerin
Dieser Grabstein auf dem Alten Friedhof, dessen Inschrift in italienischer Sprache verfasst ist, verweist auf die letzte Ruhestätte von Adele Schopenhauer. Wer war Adele Schopenhauer und warum wurde diese Grabinschrift auf Italienisch verfasst?
Die Übersetzung lautet: „Hier ruht Luise Adelaide Lavinia Schopenhauer, die 52 Jahre gelebt und sich durch Herz, Geist und große Begabung ausgezeichnet hat. Als vorbildliche Tochter und in treuer Zuneigung zu ihren Freunden ertrug sie die Schicksalsschläge des Lebens mit großem Edelmut und seelischer Würde und ihre lange schmerzhafte Krankheit mit heiterer Geduld. Ihr Leiden endete am 25. August 1849. Das Grabmal errichtete ihre untröstliche Freundin Sibilla Mertens‐Schaaffhausen.“
Erinnerungsorte in Bonn:
- Alter Friedhof: Bornheimer Straße
- Haus Carstanjen (Auerhof): Martin-Luther-King-Str. 8
- Altenheim Christinenstift (Zehnthof): Kirchstr. 12 in Unkel
- Adele-Schopenhauer-Weg
CLARA SCHUMANN (1819-1896)
von Jennifer Trierscheidt
Komponistin & Pianistin
"Wie gern möchte ich komponieren,
doch hier kann ich durchaus nicht…
Ich tröste mich immer damit, dass
ich ja ein Frauenzimmer bin, und die
sind nicht zum Komponieren geboren."
Sie hatte zwei große Lieben: das Klavier und Robert Schumann. Sie hat sich ihren Weg zu einer der bedeutendsten Musikerinnen erkämpft und ist bis heute eine der bekanntesten der Welt.
Erinnerungsorte in Bonn:
- Alter Friedhof: Bornheimer Straße
- StadtMuseum: Franziskanerstr. 9
- Schumannhaus: Sebastianstr. 182
- Clara-Schumann-Gymnasium: Loestr. 14
- Glasbaustein auf dem Boden: Bonngasse
- Clara-Schumann-Weg
SUTORIA PIA (ca. 180 n. Chr.)
von Gera Kessler
Ehefrau eines römischen Präfekten
Sutoria ist der Name der Ehefrau eines Präfekten der 1. Legion Minervia in Bonn, Titus Statilius Proculus. Sie ist genannt auf einem Weihestein an die Aufanischen Matronen von ca. 180 n. Chr. als diejenige, die durch die Setzung des Steins ein Gelübde gerne miterfüllt hat.
Leider wissen wir von der Matronenverehrung vor der Römerzeit wenig, da die hier angesiedelte Bevölkerung keine schriftliche Überlieferung kannte. Jedoch gehörten die von den Römern Matrones genannten Wesenheiten ursprünglich zur ubischen Bevölkerung. Auch wenn die Bedeutung des Kultes sich möglicherweise durch die Römer geändert hat, ist die Annahme berechtigt, dass die Matronen-Verehrung ein Kult der Frauen war. Die römischen Bildhauer übernahmen die Einzelheiten – die Dreiheit, die Tracht, die Sitzhaltung, die dargestellten Früchte, Pflanzen und Opfergaben usw.
Erinnerungsorte in Bonn:
- LVR-LandesMuseum: Colmantstr. 14-16
- Kopien von Weihesteinen: Heerstraße und Rheinaue
VIKTORIA ZOUBKOFF (geb. PRINZESSIN VON PREUSSEN) (1866-1929)
von Ulrike Klens
Die Enkelin Kaiser Wilhelm I., Enkelin Queen Victorias, Tochter Kaiser Friedrichs III. und von "Kaiserin Friedrich", Schwester Kaiser Wilhelms II lebte fast vierzig Jahre in Bonn im Palais Schaumburg.
"Ich (habe) dem deutschen Kaiserhof ein halbes Jahrhundert lang angehört. [...] Ich will die politische Lage vor dem Jahre 1914, während des Krieges und seit dem Friedensschluß nicht in den Kreis meiner Betrachtungen ziehen. Vielleicht spielte sich mein Leben doch in allzu großer Nähe der Ereignisse ab, als daß ich ganz unparteiisch sein könnte, vielleicht bin ich auch ein viel zu unpolitischer Mensch, um über sie zu sprechen; nur eins weiß ich, daß nämlich der Krieg uns allen das größte Leid gebracht hat und ich um alles in der Welt niemandem jene bitteren Stunden ins Gedächtnis zurückrufen möchte, die hoffentlich für immer vergangen sind. Schon aus diesem Grunde möchte ich die gefährlichen Fragen nicht erörtern, die sich aus den Kriegsursachen ergaben, oder schildern, wie schrecklich es für meine Familie war, gegen das Vaterland unserer Mutter und Großmutter kämpfen zu müssen. Ich weiß, daß viele Menschen meinen Bruder zu einem Unhold gestempelt haben, der die Kriegsfurie entfesselte und rücksichtslos Verderben über die Welt gebracht hat; aber niemand, der meinen Bruder kennt, kann daran zweifeln, daß das Unglück des Krieges allein seine furchtbaren Folgen von selbst nach sich zog." (1929)
Prinzessin Viktoria von Preußen erlebte als hochprivilegierte Adelige das Deutsche Kaiserreich und den Sturz der Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Nach ihrer Heirat mit Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe zog sie 1891 ins Palais Schaumburg, dem Sitz des Bundeskanzlers in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik. 1916 verstarb ihr Ehemann. Die Prinzessin zu Schaumburg-Lippe blieb bis zu ihrem Tod 1929 in Bonn. Wie war ihr Leben als Enkelin, Tochter und Schwester der drei deutschen Kaiser in der Monarchie und später in der Weimarer Republik nach dem Verlust ihrer aristokratischen Vormachtstellung?
Erinnerungsorte in Bonn:
- Palais Schaumburg: Adenauerallee 139
- Viktoriabad: Franziskanerstr. 9